Nachhaltige Laufschuhe - ein Überblick für 2024
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Hinweis: für diesen Blogpost gibt es jährlich ein Update, damit ihr immer auf dem neusten Stand seid, was "nachhaltige" Laufschuhe angeht.
Viele Läufer*innen sind auf der Suche nach einem umweltfreundlichen Laufschuh. Du auch? Die gute Nachricht vorweg: es passiert extrem viel und wir können in diesem Jahrzehnt wohl eine weitgehend “zu Ende” gedachte Lösung erwarten. Mit “zu Ende gedacht” meinen wir einen Laufschuh, welcher der Umwelt keinen Schaden zufügt, vielleicht sogar ganz im Gegenteil einen Nutzen bringt?
In diesem Blogpost möchten wir Dir einen Überblick geben, was in 2024 los ist auf dem Markt der besseren Treter mit vielen Beispielen.
Vorweg sei gesagt, dass das Thema im Laufe des Jahres 2023 gefühlt bei den ganz großen Playern wieder etwas von der Tagesordnung verschwunden ist. Details dazu lest ihr weiter unten.
Doch zunächst zu den eigentlichen umwelttechnischen Problemen mit unseren Laufschuhen.
Die Probleme mit unseren Laufschuhen
Wirklich viele Schuhe
Wenn bei Sotheby's ein ungetragener Nike Laufschuh für 437.000 USD versteigert wird, ist dies sicherlich ein Beleg dafür, dass Laufschuhe eine gewisse Bedeutung erlangt haben. In den USA werden jährlich knapp 13 Mrd. USD für Sportschuhe ausgegeben, in China rund 10, UK 3. und in Deutschland ca. 2 Mrd. USD. Weltweit sollen es in 2020 ca. 51 Mrd. USD sein (Quelle: Statista).
Rechnen wir mal mit einem Durchschnittspreis von 100 EUR pro Paar, geben wir also zusammen ungefähr 510 Mrd. USD pro Jahr für Sportschuhe aus. Natürlich sind das nicht alles Laufschuhe. Aber ein beträchtlicher Teil davon sind es eben, lt. Runners World ca. 40% und damit ca. 200 Mio. Paar Laufschuhe.
Die meisten sind sich auch einig darüber, dass wir einzelnen Läufer sicherlich zu viele Paare kaufen, die wir vielleicht eigentlich gar nicht brauchen. 8 aktive Paar Laufschuhe machen vielleicht für Läufer Sinn, die athletische Ambitionen verfolgen, aber nicht für den Gelegenheitsläufer, der 2-3 Mal die Woche für je 10 km auf die Straße geht.
Was drin ist: Plastik plus bedenkliche Chemie
Die Menge der verkauften Paare wäre ja gar nicht das Problem, wenn diese nicht aus so schädlichen Materialien gefertigt wären.
Die Mittelsohle ist i.d.R. aus einem TPU (Thermoplastisches Polyurethan) oder EVA Schaum (Ethylenvinylacetat) gefertigt. Die Schäume werden häufig chemisch z.B. mit Stickstoff oder Kohlendioxid angereichert, um den funktionalen Nutzen zu verbessern. Gelegentlich werden andere Materialien in die Sohle eingearbeitet, wie z.B. das extrem leichte aber sehr robuste Verbundmaterial Carbon. Ein Kunststoff, in welchen Kohlenstofffasern eingearbeitet werden.
Die Lasche, also der Oberschuh, welcher den Fuß umgibt, ist meistens aus verschiedenen Chemiefasern wie Polyester und Polyamid gefertigt. In der Polyesterherstellung kommen meist bedenkliche Katalysatoren zum Einsatz, z.B. das nicht ganz so gesunde Schwermetall Antimon.
Die Untersohle aus einem synthetischen Gummi oder ebenfalls EVA. Weitere Komponenten wie Schnürsenkel, Fersenkappe, innenliegende Sohlenelemente, Stabilisatoren, Einlegesohlen sind ebenfalls aus verschiedensten Kunststoffen gefertigt.
All das muss irgendwie miteinander verbunden werden. Hier kommen verschiedene Klebstoffe zur Anwendung, insbesondere um die Sohlenbestandteile zusammenzuhalten, sodass diese der großen Belastung beim Laufen standhalten.
Und natürlich müssen die Materialien auch noch gefärbt werden, damit der Schuh gut aussieht. Im Färbeprozess von Fasern und Kunststoffen variieren die Mengen krebserregender und gefährlicher Substanzen (z.B. Schwermetalle) abhängig von den gewünschten Farben.
Was nach dem Lauf übrig bleibt: giftiger Müll und Mikroplastik
Am Ende nichts Gutes
Die Arbeit mit den o.g. Materialien ist nicht ganz ungefährlich, insbesondere mit den Klebstoffen und den davon abgehenden Dämpfen. Die großen Marken und ihre Partnerbetriebe haben in den letzten Jahren jedoch viel getan, um die Arbeitssicherheit bei der Herstellung in vielen Fabriken rund um den Globus zu verbessern. Schutzkleidung und gute Belüftungssysteme sorgen (zumindest in den direkt selbst gesteuerten Produktionsbetrieben) dafür, dass die Menschen nicht krank werden. Das ist sicherlich ein guter Fortschritt.
ABER: ist dies nicht paradox? Die Menschen, die diese Schuhe herstellen, müssen vor den giftigen Materialien geschützt werden, die in den Schuhen verarbeitet werden. Beim Tragen gelangen die giftigen Substanzen vielleicht nicht auf direktem Wege nach außen, um den Träger zu schädigen (auch hier gehen die Meinungen auseinander).
Doch wenn all diese Substanzen am Ende auf einer Mülldeponie landen, werden sie der Natur überlassen. Tiere und Mikroorganismen können mit diesem Stück Chemieabfall und seinen giftigen Nebenprodukten über die Jahrhunderte hinweg nicht viel anfangen, außer vielleicht daran zu erkranken oder zu sterben. Von TPU sagt man sogar, es zersetzt sich erst in ca. 1.000 Jahren vollständig (Quelle: Utopia.de).
Ja, in Deutschland und einigen anderen Ländern sind Mülldeponien im klassischen Sinne nicht mehr erlaubt, hier wird es verbrannt. In vielen anderen Ländern ist der Deponiebetrieb aber eben doch noch der Standard.
Dass ein Großteil der alten Sneaker und Sportschuhe meist in osteuropäische Länder oder nach Afrika exportiert werden, wurde im Recherche-Projekt "Sneakerjagd" von Flip/NDR/Zeit wunderbar aufgezeigt. Mit Trackern versehen wurden die alten Sportschuhe rund um den Globus verfolgt. In Afrika werden die Schuhe ggf. zunächst nochmal getragen, im Anschluss daran landen sie auf legalen oder illegalen Mülldeponien. In Osteuropa ebenso.
Bei uns landen die Schuhe meist im Restmüll und damit in der Verbrennung. Natürlich wurden die Substanzen nicht für eine Verbrennung entwickelt. Es entstehen giftige Gase und Residuen, die teilweise in der Asche verbleiben (die übrigens häufig als Sondermüll irgendwo endgelagert werden muss oder als Schlacke in unseren Straßenbelegen verarbeitet wird).
An Recycling eines modernen Laufschuhs mit so vielen verschiedenen Verbundstoffen und Materialien ist im übrigen nicht zu denken. Oder doch? Finden wir es unten heraus.
Umweltverschmutzung beim Laufen
Wenn wir mit unserem Auto durch die Gegend fahren, nutzen die Reifen ab. Jeder Autobesitzer muss die Profilstärke seiner Reifen im Blick haben und die Reifen, abhängig vom Fahraufkommen und Fahrverhalten, regelmäßig wechseln.
Doch wo ist das Profil geblieben? Klar, der feine Reifenabrieb bleibt auf der Straße und der Regen spült es an den Straßenrand und damit häufig in den Boden. Oder der Wind pustet die feinen Plastikpartikel durch die Luft. Pro Deutschem sind dies im Jahr durchschnittlich 1.000 g Reifenabrieb (Quelle: Fraunhofer Institute, Umsicht Studie).
Beim Schuh verhält es sich nicht anders. Der Durchschnittsdeutsche lässt jährlich ca. 109 Gramm Sohlenabrieb auf den Fußwegen. Ein aktiver Läufer dementsprechend mehr. Beobachte doch mal, wie wenig Profil Dein Laufschuh noch hat, wenn Du ihn entsorgst. Teilweise ist auch der TPU oder EVA Schaum porös geworden und lässt seine Hüllen fallen.
Zudem gibt es neben dem mechanischen Abrieb der Sohle auf der Straße auch den Materialbruch und Abrieb bei den Fasern im Oberschuh. Durch dieses in der Fachsprache bezeichnete "Dryshedding" gelangt weiteres Mikroplastik durch die Luft in die Umwelt.
Der einzelne Läufer mag sagen, die paar Gramm sind doch egal.
Nö.
Lass uns weltweit doch mal spaßeshalber mit den oben erwähnten 200 Millionen Paar Laufschuhen pro Jahr rechnen und optimistisch annehmen, dass jedes Paar Laufschuhe im Jahr 5 Gramm seines Materials auf der Straße lässt (häufig zählt die Untersohle aus synthetischem Gummi zum schwereren Teil des Schuhs). Das wären mal schlappe 1.000 Tonnen Mikroplastikabrieb im Jahr, die in der Umwelt landen.
Wie gesagt, das wäre mal eine sehr optimistische Kalkulation. Vermutlich liegen wir global weit darüber.
Aktuelle Ansätze für umweltfreundliche Laufschuhe
Kein Zweifel, die bisher verwendeten Materialien eignen sich perfekt für Laufschuhe. Sie sorgen dafür, dass man Laufschuhe entwickeln kann, die extrem belastbar und vielfältig gestaltbar sind. Zudem sind sie bedeutend leichter als der Fuß selbst. Moderne Laufschuhe haben ein Gewicht von 200 - 400 Gramm. Das ist nicht viel und bedeutet, dass der Sportler nicht viel zusätzliches Gewicht “mitschleppen” muss.
Die Frage ist aber doch, kann man keine Schuhe designen, die umweltfreundlich sind?
Die Antwort ist ja, man kann sie entwickeln. Viele Unternehmen sind dabei, sich dem Problem durch verschiedene Ansätze zu nähern. Keiner der Ansätze ist bislang als finale Lösung zu sehen, eher als erste Schritte in die richtige Richtung.
Im folgenden möchten wir Euch vier Ansätze vorstellen, die aktuell von Laufschuhherstellern verfolgt werden. Bewusst gehen wir nicht auf vegane Laufschuhe ein, denn das hat zunächst nichts mit Umweltfreundlichkeit per se zu tun. Ein giftiger Plastikschuh kann vegan sein. Dadurch hätte man folglich nicht viel gewonnen.
Wie in vielen anderen Industrien auch haben Hersteller unterschiedliche Ansätze, um sich dem Thema zu nähern. Im Grunde kann man hier zwischen den folgenden Ansätzen unterscheiden:
Ansatz 1: Recyceltes Material verarbeiten
Ansatz 2: Langlebigkeit bzw. Nutzungsdauer erhöhen
Ansatz 3: Regenerative, biologisch abbaubare Materialien einsetzen
Ansatz 4: Kreislauffähige Schuhe entwickeln
(Vorweg: wir sind am meisten vom Ansatz 4 überzeugt)
Natürlich verschwimmen die Ansätze miteinander, denn es ist ja klar, dass der beste Schuh alles kann: Langlebig und reparierbar sein, aus recycelten Materialien bestehen, biologisch unbedenklich und abbaubar und später komplett wieder verwertbar, um daraus neue Schuhe zu machen bzw. gleichwertige Produkte. Aber das ist der Endgegner, der wohl erst in der Zukunft besiegt werden kann.
Ansatz 1: Recyceltes Material verarbeiten - gut gemeint, das Problem aber meist nur verschoben
“Recycelte” Materialien zu verwenden scheint der wohl älteste und am weitesten verbreitete Ansatz zu sein. Die meisten Hersteller sind in diesem Bereich aktiv. Gemeint ist, dass man Plastikabfälle nimmt und diese wieder zu Material für neue Produkte verwendet. Diese Abfälle haben eine unterschiedliche Herkunft. Es kann sich um Produktionsabfälle handeln, z.B. Verschnitt von Stoffen oder Sohlenmaterial (sogenannter “Pre-Consumer Waste”) oder Konsumabfälle, z.B. alte PET Flaschen (sogenannter “Post-Consumer Waste”)
Vorteile:
- Die Natur wird im Idealfall von nicht biologisch abbaubaren Abfällen befreit
- Die Firmen haben in der Theorie geringere Kosten, denn sie müssen keine neuen Rohstoffe einsetzen, wenn sie Produktionsabfälle für neue Produkte verwerten können (in der Theorie, Recycling ist in der Regel heutzutage noch teurer, als neue Materialien zu verarbeiten)
- Im Idealfall geringerer CO2 Ausstoß als bei Verwendung neuen Materials
- Einfach verfügbar und gut für das Marketing von Laufschuhen nutzbar, da der Nutzer keine Veränderung am Produkt spürt
Nachteile:
- Wenn das recycelte Material aus umweltschädlichen Substanzen besteht (was meistens der Fall ist), verschiebt man das Problem nur. Schließlich wird auch der Schuh aus recyceltem Material vom Endnutzer letztlich weggeworfen. Dieser Schuh ist dann nicht erneut recycelbar. Man nimmt also Müll, um daraus neuen Müll zu machen. Und nun?
- Alte Kunststoffe, die jahrelang im Wasser oder der feuchten Umwelt liegen, können stark schadstoffbelastet sein. Zudem waren vor vielen Jahren noch Chemikalien in der Kunststofffertigung zulässig, die mittlerweile längst verboten sind (BPA, Weichmacher, etc.). Ob es langfristig sinnvoll ist diese am verschwitzten Fuß oder Körper zu tragen, ist fraglich.
- Um qualitativ hochwertige Rohstoffe aus recyceltem Material herzustellen, braucht es häufig einen hohen energetischen und / oder chemischen Aufwand.
- Recycelte “Rohstoffe” werden oft um die Welt geschifft. Konkret: PET Flaschen werden in einem Land eingesammelt, in ein anderes Land verschifft, um daraus ein brauchbares Material zu machen (Recyclat), dann wird daraus ein Garn gefertigt welches wieder in ein anderes Land verschifft wird, um daraus ein Textil oder einen Schuh zu fertigen. Meist ist dies aber noch immer CO2 schonender, als aus Rohöl neues Polyester zu produzieren.
- Die Recycling-Infrastrukturen sind noch recht unterentwickelt und intransparent. In einigen ärmeren Ländern Asiens und Afrika ist das Sammeln von Abfällen eine übliche Beschäftigung, um Geld zu verdienen. Meist liefern die Sammelr*innen den Müll an Zwischnenhändler, welche den Müll dann in größeren Mengen weiterverkaufen. Am Ende landen die recycelten Materialien dann bei Weltkonzernen, wie z.B. Adidas oder Nike. Man fragt sich oft, wer eigentlich alles mitsammelt? Die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen sind entsprechend schlecht. Oft wird die Müllsammlung als neu-kolonialistisches Phänomen bezeichnet. Schließlich sind es oft unsere Abfälle, die unter ausbeuterischen Bedingungen wieder zusammengekehrt werden, um dafür neue Produkte für uns Industrieländer zu fertigen.
Beispiele für Laufschuhe aus recycelten Materialien
Fast alle Lauschuh-Hersteller arbeiten mittlerweile auch mit recycelten Kunststoffen. Anbei zeigen wir Euch ein paar Beispiele von Laufschuhen, die sich diesem Ansatz bedienen.
Nike - was ist aus dem Alphafly Next Nature geworden?
Nike ist engagiert in Sachen Verwertung von Produktionsabfällen und auch in der Verwendung von rPET, also recyceltem Polyesters aus alten PET Flaschen.
In 2021 ist Nike mit dem Air Zoom Alphafly Next Nature (siehe Bild) an den Start gegangen. Der High Performance Schuh wurde auf nachhaltig getrimmt. Recycelte Materialien bei allen Elementen des Schuhs. Die Ansage, wenn wir es bei dem komplexen Laufschuh schaffen, schaffen wir es bei allen. Das Modell hat richtig Lust auf mehr gemacht, es schien Aufbruchstimmung zu herrschen. Die Ambition scheint jedoch nicht mehr aktuell zu sein, das Projekt gibt es nicht mehr. (LINK)
Bei einigen Schuhen auf der Website steht "Nachhaltige Materialien" dabei. Das heißt wohl, dass mind. 20% des Gewichts von recycelten Materialien stammt.
Primär betrifft dies den Oberschuh aus Flyknit. Bezogen auf das Gewicht des Schuhs stellt dieser Teil einen eher geringen Anteil des Gesamtgewichts dar. Das Flyknit soll aus alten PET Flaschen bestehen, pro Schuh mit einem Flyknit Oberschuh werden ca. 6-7 PET Flaschen verwendet.
Bislang hat Nike viele Millarden PET Flaschen zu neuen Plastikprodukten verarbeitet. Jährlich werden >1 Milliarde Flaschen verwertet, heißt es auf der Website, die aus Gewässern und Deponien geholt werden. Wir bezweifeln, dass die Flaschen wirklich aus Gewässern kommen. Dieser Mythos wurde nun schon häufig als falsch dargestellt, denn die Qualität von Plastik aus den Ozeanen ist meist nicht ausreichend, um daraus neue Produkte zu machen.
Im Non-Running Segment gibt es weitere Modelle, bei denen wiederum bis zu 50% Produktionsabfälle untergebracht werden. Im Space Hippie Sneaker wird in der Mittelsohle z.B. geschredderter Zoom-X Schaum verklebt und eingearbeitet, auf dem auch Eliud Kipchoge seinen <2 Stunden Rekord gelaufen hat.
Als umweltfreundlich oder bedeutend nachhaltig können diese Schuhe, bei denen der Oberschuh aus recyceltem PET gefertigt ist, in unseren Augen jedoch noch nicht bezeichnet werden. Denn schließlich landen auch die Schuhe meist wieder irgendwo auf der Deponie und daraus kann man nach heutigem Stand noch keinen neuen Schuh machen. Man nimmt also Plastikflaschen aus der Umwelt, macht daraus einen Schuh, der später wieder dort landet. Das Problem wurde damit also nur verlagert.
Die Angaben auf der Website sind etwas wiedersprüchlich. Bei einem Produktfilter zum sortieren der Schuhe im Onlineshop heißt es, die angezeigten Produkte seien aus mind. 50% nachhaltiger Materialien gefertigt. Auf der Produktseite selbst sind es dann wie oben erwähnt nur noch 20%.
Mit Gewissheit wird Nike jedoch beträchtliche Ressourcen investieren, um weiter an ihrer Zero-Waste Mission zu feilen. Sollten sie auch. Wir sind gespannt. Denn wenn man ehrlich ist, sind wir darauf angewiesen, dass die mächtigen Konzerne wie Nike das Zepter in die Hand nehmen, um wirklich für Veränderung zu sorgen.
Adidas - mit angezogener Handbremse?
Adidas macht weiter Fortschritte im Punkte Materialien bei ihren Laufschuhen. Auf der Website findet man zwar keine "Nachhaltigkeits-Section" mehr, wie bei Nike. Jedoch kann man sich bei den Filtern nach bestimmten Kritierien Produkte anzeigen lassen. Zum Beispiel Primeblue (d.h. Ocean-Plastic plus recyceltes PET) oder Prime Green (andere nachhaltige Materialien).
Beim aktuellen Ultraboost Light besteht der Oberschuh (also das Gestrick, welches den Fuß umschließt) zu 50% aus Parley Ocean Plastic, zu 50% aus recycelten PET. Zudem geben sie an, welche CO2 Reduktion sie verbuchen können im Vergleich zum Vorgänger-Modell. Ein gutes Zeichen, dass sie Transparenz zu den Emissionen pro Modell haben.
Leider fällt ein dunkler Schatten auf die Primeblue Produkte. Das Journalisten-Kollektiv Flip brachte gerade im Rahmen einer Investigativ-Recherche zum Fussballtrikot der deutschen Nationalmannschaft ans Tageslicht, dass viele Behauptungen des Konzerns falsch waren. Aus internen Dokumenten von Adidas ging hervor, dass sowohl Kinderarbeit stattfindet bei der Müllsammlung und dass ohne das Wissen des Kollaborationspartners Parley auch Plastik aus anderen Quellen bezogen wurden, ohne dies mit der Parley Organisation abgestimmt zu haben.
Nachhaltigkeitsbemühungen per se scheinen in Richtung Kundschaft nicht mehr stark kommuniziert zu werden. Auf der Website sucht man vergebens nach Informationen zu deren Anstrengungen, mit ihren Produkten Dinge zu verändern. Dies mag auch daran liegen, dass die Presse mittlerweile genauer hinschaut. Erst auf der Corporate Seite findet man neben den verpflichtenden Financial Reportings auch die Sustainability Reportings.
Insgesamt hofft man darauf, dass der Gigant wieder mehr Gas gibt und richtige Innovationen vorantreibt. Im Performance Bereich werden sie in jedem Fall nicht müde. In 2023 wurde der wohl erste Wettkampfschuh zum Einmalgebrauch vorgestellt. Ob das so im Sinne der Nachhaltigkeit ist sei dahin gestellt. Aber er ist mit 500 € auch nicht für jedermann/frau. LINK
Brooks
Brooks hat schon früh angefangen, eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und ist hier im Vergleich zu anderen Herstellern sehr involviert.
Brooks will bis 2030 sicherstellen, dass mind. 50% aller verwendeten Materialien recycelte oder biobasierte Materialien sind. Brooks schreibt zudem davon, bis 2030 einen komplett kreislauffähigen Schuh an den Start zu bringen. Klingt irgendwie wenig ambitioniert dafür, dass ihre Produkte zu den meist verkauften Laufschuhen zählen.
Bis dato hat die Firma z.B. eine Mittelsohle entwickelt, die sich biologisch schneller zersetzt als übliche Schuhsohlen. Die BioMoGo Sohle soll sich in ca. 20 Jahren zersetzen. Gleichzeitig soll sie performanter als herkömmliches EVA sein.
Dass sie ihren meistverkauften Ghost Running Schuh als klimaneutrales Produkt bezeichnen, kann man kritisch betrachten. Der Begriff ist für Konsumenten sehr irreführend. Natürlich werden Emissionen in der Produktion des Schuhs produziert. Die Emissionen, die nicht vermieden werden konnten, werden durch Zahlungen in Carbon Offset Projekte kompensiert (z.B. Windparks, Biogasprojekte, Waldschutzprojekte).
Dennoch hat Brooks große Ambitionen, um sämtliche Emissionen in Zukunft stark zu reduzieren, z.B. werden alle Brooks Werke auf 100% erneuerbare Energie umgestellt.
Weitere Infos zur Nachhaltigkeitsstrategie von Brooks findet ihr hier.
Asics bleibt eher ruhig
Asics setzt auf das Thema CO2 Reduktion. Die Emissionen werden für jeden Laufschuh ermittelt und dem Kunden mitgeteilt. Es gibt eine klare Roadmap für das Unternehmen, u.a. soll auch bei Asics bis 2030 auf 100% recyceltes PET umgestellt werden. Insgesamt klingt es bei Asics produkttechnisch wenig innovativ und ambiotioniert. Bislang scheint es keine großen Kreislaufkonzepte oder Innovationen gegeben zu haben.
Sowohl von Brooks als auch von Asics hätte man mehr erwartet, schließlich zählen sie im Running Segment zu den Größten.
Icebug RB9X
Die Firma Icebug aus Schweden befasst sich schon länger mit der Frage, wie sie umweltfreundlicher sein können. Icebug selbst bezeichnet sich als klimapositive Firma. Dies erreichen sie durch überdurchschnittliche Kompensationsinvestitionen (Kauf von Zertifikaten, um CO2 Emissionen zu kompensieren). Zudem arbeitet Icebug an allen Bestandteilen des Schuhs daran, diese mit besseren Materialien herzustellen.
Beim Laufschuh RB9X besteht der Oberschuh zu 100% aus recyceltem Polyester, die Mittelsohle soll mit weniger Chemie auskommen und bei der Untersohle kommt recyceltes Gummi zum Einsatz. Icebug ermittelt für alle Produkte die CO2 Emissionen und kompensiert alle Emissionen des Unternehmens.
Bei der Wertschöpfungskette ist Icebug auf Produktebene zu 100% transparent.
Luna Running Sandals Origen 2.0
Wer als Barfuß-Anwärter oder Profi weniger Material am Fuß haben möchte, für den sind vielleicht die Laufsandalen Origen 2.0 von Luna Sandals etwas. Der “umweltfreundlichere” Charakter bei dieser Sandale ergibt sich daraus, dass die Sohle aus einem alten Autoreifen gemacht ist und im Vergleich zum herkömmlichen Schuh schlichtweg aus wenig Material besteht :-) LINK
Ansatz 2: Langlebigkeit bzw. Nutzungsdauer erhöhen
Dieser Ansatz richtet sich eher an die Nutzungsdauer des Schuhs, als an den Herstellungsprozess. Die Schuhe sollen möglichst lange halten und im Gebrauch sein. Wie sollte es anders sein, als dass bei diesem Ansatz zwei deutsche Hersteller punkten.
Vorteile:
- Die Läuferin / der Läufer muss sich nicht so häufig mit dem Neukauf von Laufschuhen beschäftigen
- Das absolute Müllaufkommen mit Laufschuhen wird weniger
Nachteile:
- Langlebig heißt nicht umweltverträglich, denn auch diese Schuhe werden irgendwann entsorgt und werden verbrannt oder vergraben
- Um ein Produkt langlebiger, müssen ggf. mehr Materialien eingesetzt werden, an denen die Natur noch länger zu “knabbern” hätte, sollte dieser Schuh auf der Müllkippe landen. Dies muss jedoch nicht pauschal auf diese Schuhe zutreffen.
Beispiele für Laufschuhe gedacht für Langlebigkeit
Lunge Schuhe
Lunge fertigt seine Schuhe in Mecklenburg Vorpommern. Das Material wird in Deutschland und Europa zugekauft und die Schuhe werden in der eigenen Fabrik hergestellt. Lunge verfolgt bei der Materialauswahl teilweise als nachhaltig zu bezeichnende Ansätze, so werden z.B. für die Fersenkappe geschredderte CDs verwendet. Eine Besonderheit in Punkto Langlebigkeit ist, dass der EVA Anteil in der Sohle bei ca. 80% liegt. Dies ist im Vergleich zu anderen EVA Sohlen recht hoch. Dadurch bleibt die Federung in der Sohle laut Lunge länger erhalten, als bei anderen Sohlen.
Ein besonderer Clue bei den Lunge-Schuhen ist, dass man die Sohle erneuern kann. So muss man sich nicht direkt einen neuen Schuh kaufen. Die Neubesohlung kostet 80 EUR, dauert 14 Tage und muss vom Fachhandel durchgeführt werden (i.d.R. Orthopädie-Geschäfte). Wer einen Laufschuh für 3 Jahre trägt, der braucht auch ein zeitloses Design. Das Design des Schuhs ist eher weniger modern und progressiv. LINK
Runner Tune
Runner Tune ist die Marke der Schuhmanufaktur Hackner aus dem Süd-Osten Deutschlands. Ein Teil der Sohle wird aus Kork gefertigt. Auch hier ist ein Sohlenwechsel möglich. Für 119 EUR wird die komplette Unter- und Mittelsohle erneuert und der Schuh auf seinen Leisten wieder in Form gebracht. Der Clue hier ist jedoch, dass der Schuh mit einem individuellen Fußbett angefertigt wird. Nachdem man den Schuh bestellt hat, wird einem ein Schaumkissen nach Hause geschickt, in das man seine Fußabdrücke eindrücken muss. Hiermit wird in der Manufaktur dann die richtige Sohle gefertigt. Mit ca. 500 EUR sticht er preislich jedoch ziemlich heraus. Optisch sind diese Schuhe, ähnlich zu den Lunge-Schuhen, eher als altmodisch zu bezeichnen.
Infinite Running
Infinite Running ist ebenfalls ein deutsches Unternehmen. Sie verfolgen einen innovativen Ansatz mit ihrem Laufschuh Infinite One: in der Sohle sind runde Kunststoff-Elemente integriert, die man selbst austauschen kann.
Dies hat 2 Vorteile:
1) Man muss nicht so oft neue Schuhe kaufen, sondern kann einfach die abgeschlissenen Elemente austauschen.
2) Man braucht nicht für jeden Untergrund verschiedene Schuhe, sondern wählt einfach die passenden Sohlenelemente für den entsprechenden Untergrund aus.
Der Preis liegt bei knapp 200 EUR. Der Satz neuer Sohlenelemente kostet 40 EUR. Produziert wird unter fairen Bedingungen in Deutschland. Ein sehr spannender Ansatz, wie wir finden. Link
Ansatz 3: Regenerative, bio-basierte und biologisch abbaubare Materialien einsetzen - sehr gute Ansätze jedoch noch immer vermengt mit herkömmlichen Materialien
Ein anderer Ansatz ist es, herkömmliche Kunststoffe durch biobasierte / regenerative und/oder biologisch abbaubare Materialien zu ersetzen. Wichtig ist der Hinweis, dass es einen Unterschied zwischen biobasiert und biologisch abbaubar gibt. Biobasiert meint, dass als Ausgangsstoff zwar biologische Stoffe stehen, z.B. Rizinusbohnen oder Mais, es muss jedoch nicht heißen, dass die daraus gefertigten Materialien später abbaubar sind. Aus Rizinusöl fertigt man auch einen Kunststoff, der genauso wenig biologisch abbaubar ist, wie einer aus Erdöl. Biologisch abbaubar meint, dass sich das Material biologisch wieder in einfache Teile zersetzen kann.
Die aktuell gängigste Praxis ist es hier, den bisherigen Materialien pflanzliche Komponenten beizumischen. Ganz auf Plastik zu verzichten hat bislang noch kein Unternehmen geschafft. Die Mittelsohle und die Klebstoffe des Laufschuhs stellen hier die größte Herausforderung dar. Durch das Beimischen ist das Endprodukt weiterhin nicht biologisch abbaubar, der Plastikanteil wird dadurch jedoch verringert. Ein anderer Ansatz wäre es, Kunststoffe zu verwenden, die biologisch abbaubar und unbedenklich sind. Unseres Wissens gibt es bislang jedoch keinen Laufschuhhersteller, der diesen Ansatz aktuell verfolgt.
Vorteile:
- Die Branche reduziert die Abhängigkeit vom Erdöl, ein nicht regenerativer Rohstoff
- Pflanzlichen Rohstoffe wachsen nach
- Im Idealfall ist der Schuh bzw. einzelne Komponenten biologisch abbaubar und nicht schädlich für Natur, sollte er am Ende in dieser landen
Nachteile:
- Sobald z.B. ein Sohlenschaum mit konventionellem Plastik vermischt wird, ist das Material i.d.R. nicht biologisch abbaubar
- Viele argumentieren, dass der Lebensmittelbranche pflanzliches Material weggenommen wird. Dies ist jedoch eine ganz andere Diskussion mit vielen Pro und Contra Argumenten
Beispiele für Laufschuhe aus biobasierten und biologisch abbaubaren Materialien
Saucony Triumpf RFG (Run For Good)
Die bekannte amerikanische Marke Saucony hat mit ihren Run For Good Schuhen einen interessanten Schritt gewagt. Ein Performance Schuh, der mit einer spannenden Materialmischung an den entscheidenden Stellen punktet.
Der Oberschuh ist zum Großteil mit Baumwolle gestrickt, die Färbung wurde mit pflanzenbasierten Farbstoffen umgesetzt. Die Mittelsohle besteht zu 55% auf einer Maisbasis. Die Sohle besteht zum Großteil aus Naturkautschuk.
Als aktive Läufer*innen lassen wir im Jahr easy 150 Gramm Mikroplastik auf der Straße durch den Sohlenabrieb. Da ist es natürlich großartig, wenn es stattdessen ein natürliches Material ist, welches liegen bleibt.
LINK
Veja Condor 1
Selbst bezeichnet Veja den Condor als den ersten Post-Petroleum Schuh. Er wurde 2020 im Markt eingeführt und ist damit der erste Performance-Schuh des sonst auf Fashion Sneaker spezialisierten französischen Herstellers.
Außenschuh, Futter und Einlegesohle sind primär aus recyceltem PET gemacht. In der Sohle und anderen Elementen werden synthetische Kunststoffe mit pflanzlichen Komponenten vermischt. Die Mittelsohle enthält damit nur noch ca. 60% klassischen EVA Schaum, der Rest ist aus Zuckerrohr und Bananenöl gemacht. In der Untersohle werden 40% herkömmlicher Latex mit natürlichem Latex vermischt, usw.
Unser befreundeter Michael Mankus ist ein sehr erfahrener Ultraläufer und hat auch beruflich mit Laufschuhen zu tun. Er hat den Veja Condor auf ein paar Distanzen getestet. Sein Urteil fällt eher mäßig aus: “Wer sonst leichtes Schuhwerk beim Laufen gewohnt ist, für den wird der Schuh schnell zu schwer. Er ist in einer Liga mit älteren Brooks oder Asics Modellen und ist daher nicht direkt mit einem modernen Laufschuh zu vergleichen. Für Anfänger, die 2 x 5 Kilometer die Woche laufen, ist der Schuh absolut okay. Für Läufer mit mehr Kilometerleistung pro Woche ist dieser Schuh, rein funktional betrachtet, eher nicht die beste Wahl.
Die Runners World hingegen bezeichnet den Schuh als eine gelungene Option für Distanzen bis zum Halbmarathon. Bewundernswert ist jedoch, dass die Marke Veja ja eigentlich kein Hersteller von Performance Schuhen ist. Vor dem Hintergrund ist dieser Schuh ein gelungener erster Aufschlag und für Hobby-Läufer, wie viele unter uns, sicherlich eine brauchbare Alternative. Zudem kann man erwarten, dass Veja hier nicht aufhören wird, sondern weiter an den Materialien aus pflanzlichen Stoffen arbeiten wird. Ein Post-Petroleum Schuh ist es jedoch noch lange nicht und in der Umwelt darf dieser Schuh nicht landen. Der Schuh wiegt 311 gr und hat eine Sprengung von ca. 10 cm (das bezeichnet den Höhenunterschied der Sohle von hinten nach vorne)
Veja Condor 2
In 2021 wurde nun der Condor 2 vorgestellt. Das Feedback vom Condor 1 aus der Sportwelt wurde aufgenommen, um ihn besser an die Bedürfnisse von Läufer*innen anzupassen. Es sollte ein Allrounder für alle Distanzen geschaffen werden.
Mit 301 g Gesamtgewicht ist er etwas leichter geworden als sein Vorgänger. Bei den Materialien glänzt er weiterhin mit einem Anteil biobasierter bzw. recycelter Materialien von knapp 60%. Besonders beachtlich erscheint, dass der Anteil von Zuckerrohr in der Mittelsohle bei 60% liegt. Dies ist der bislang schwierigste Teil des Laufschuhs, um diesen mit besseren Materialien zu konzipieren.
Veja Marlin
In 2021 gelingt Veja eine weitere Neuheit. Mit dem Marlin bringen sie in diesem Jahr einen schnelleren, leichteren Schuh auf den Markt. Die Sprengung ist mit 6 mm geringer als beim Condor (10 mm). Zudem liegt das Gewicht beim Marlin mit knapp 280 g unter dem des Condor (über 300 g). Der Schuh eignet sich damit für einen dynamischeren und schnelleren Laufstil und spricht damit eine neue Zielgruppe in der Läufergemeinschaft an, denen der Condor etwas zu behäbig ist. Es gibt neuerdings noch den Veja Impala Schuh, der noch etwas leichter ist als der Marlin. Dieser ist jedoch nicht für den Laufsport gedacht, sondern eher für die Sporthalle, das Gym oder weniger belastende Sportarten.
Veja Impala, Fitz Roy, Dekkan
Der leichteste und neuste Veja Sportschuh ist der Impala. Dieser wurde jedoch nicht für das Laufen sondern eher für Fitness & Co. entwickelt. Der Fitz Roy ist eher ein Trekking Schuh und der Dekkan ein Allrounder für Outdoor-Aktivitäten.
Bei Veja wird klar, dass sie das Outdoor und Activity Segment voll für sich erschlossen haben und einen Schuh nach dem nächsten an den Start bringen. An die High Performance Entwicklungen der spezialisierten Sports Brands kommen sie mit ihren Schuhen jedoch nicht ran. Aber wer von uns läuft schon im "high performance" Bereich? ;-)
Das V kennt ja mittlerweile jeder.
Allbirds
Wie auch Veja gehört Allbirds zu den Neuankömmlingen in der Laufszene. Die verwendeten Materialien sind ähnlich zu denen von Veja, jedoch wieder unterschiedlich eingesetzt. Rizinussamen und Mais in der Zwischensohle, Oberschuh aus Eukalyptusfaser, Zwischensohle aus einem Zuckerrohr-EVA, Naturkautschuk in der Untersohle und Merinowolle in der Ferse. Die Sprengung ist beim Tree Dasher etwas flacher als bei Veja.
Der Tree Dasher ist aktuell bereits in der zweiten Version erhältlich. Er wird nicht als Langstrecken-Schuh verkauft, sondern eher für lockere Läufe, leichtes Training und als Freizeitschuh. Für sehr aktive Läufer*innen also wohl nicht das Mittel der Wahl
Fabian Hörst, Gründer von Planetics (Online-Handel für nachhaltige Sportmode), hat den ersten Tree Dasher auf seinen Läufen getestet:
“Im vorderen Teil des Schuhs hat man sehr viel Platz. Außerdem bemerkte ich, dass die Schuhe einen Tick schwerer waren als meine bisherigen Laufschuhe. Insgesamt macht der Schuh auf mich einen hoch-qualitativen Eindruck. Die bereits erwartete Bequemlichkeit bestätigte sich beim Laufen. Nach den ersten gelaufenen Kilometern fühlte sich der Dasher für mich persönlich jedoch sehr klobig an. Hinzu kam die Hitze, die sich im Inneren des Schuhs entwickelte. Erst suchte ich hierfür die Schuld am sonnigen und warmen Wetter. Jedoch bestätigte sich mein Gefühl auch bei den weiteren Läufen im Regen. Fazit: Ich persönlich fühle mich mit anderen Laufschuhen wohler, da mir gewisse Eigenschaften beim Laufschuh wichtig sind. So z.B. ein enger Sitz und gutes Innenklima. Jedoch kann der Dasher für viele der Laufschuh schlechthin sein, er ist wunderbar verarbeitet. Wie bei allem im Leben sind die Geschmäcker eben verschieden.”
Die Marke hat jedoch eine ganze Batterie weiterer Laufschuhe an den Start gebracht. LINK
Der Wool Dasher Mizzles mit einem wasserabweisenden Oberschuh aus Wolle und der Trail Runners SWT sind für Outdoor-Freunde und Trail Läufer*innen gemacht.
Für Langstrecken Fans ist der Tree Flyers mit einer stärker gedämpften Sohle und luftigerem Oberschuh, bereits in der 2. Generation erhältlich (siehe Bild). Für die kalten Tage gibt es dann, wie auch beim Tree Dasher, die wasserabweisende Woll-Version, den Flyer Dizzle.
Auch für Trailrunner gibt es einen Schuh. Diesen Schuh durfte ich testen im Einsatz im Wald und den Bergen. Ein absolut robuster und bequemer Schuh, gerade für Menschen mit breiten Füßen. Im Vergleich zu anderen Trailschuhen wirkt er jedoch etwas klobig und weniger agil.
Gemeinsam mit Adidas hat Allbirds den "klimafreundlichsten" Sportschuh der Welt lanciert. Dazu wurden zunächst sämtliche Emissionsdaten erhoben, um darauf basierend Materialauswahl, Fertigung etc. zu planen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein wirklich schicker Schuh bei dem der Carbon Footprint komplett transparent gemacht wird und sogar auf den Schuh gedruckt wird.
Leider ist dieser Schuh nicht mehr erhältlich. Ich habe den Schuh lange gelaufen, er war leicht und schnell, hatte einen super Tragekomfort. Gern hätte ich ihn mir wieder bestellt, doch es scheint wieder nur ein vorübergehendes "Leuchtturm Projekt" gewesen zu sein. Schade.
Hylo Athletics
Hylo war ein stiller Newcomer in der Laufschuh-Szene in 2020 über den bislang nur wenig bekannt war.
Im März 2024 gab es einen Revamp des Schuhs und auch der Marke. Der Schuh heißt Hylo Impact, sieht noch besser aus, Materialien scheinen sich nochmal verändert zu haben, der Markenauftritt wirkt gelungen und erwachsener. Man bekommt auf jeden Fall richtig Lust den Schuh zu testen.
Der Schuh verwendet u.a. verschiedene bio-basierte und recycelte Materialien. Die Liste der Materialien liest sich so: Castor Bean (Rizinus), Natural Rubber, Tencel™ Lyocell, Corn, Bio EVA, Rubber, Recycled PU Foam, EVA, TPU, Foam, Recycled Polyester, Water-Based Glue, Filler, Cellulose Acetate, Polyester, Ink, NFC. Das heißt, neuartige Materialien werden mit herkömmlichen Materialien verarbeitet, um den Anteil an erdölbasierten Teilen zu verringern.
Die Untersohle hat einen interessanten Aufbau in Streifen. Materialschonend und ergonomisch.
Der Schuh soll zurückgeschickt werden und im eigenen Kreislauf Hyloop verarbeitet werden. Daraus soll ein bereits jetzt geplantes neues Produkt entstehen, sobald die Mindestmenge zusammengekommen ist. Klingt ebenso vielversprechend wie der Schuh selbst.
Hinter der Marke steckt ein ehemaliger Fussballer aus UK, der Hylo mit einem Team aufgebaut hat und zunächst in UK und US zu pushen scheint. Der Schuh ist seit März 2024 online und in Stores erhältlich.
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Winqs
Wie auch Hylo ist die Firma Winqs neu auf dem Parkett erschienen. Der Zerofly verbindet wie die anderen Marken ähnliche Komponenten miteinander: recyceltes Polyester, Bloom Algenschaum, Tencel, Rizinusöl, usw.
Der Zerofly soll zu 67% weniger Bedarf an erdölbasierten Materialien haben, als herkömmliche Laufschuhe. Einen Kreislaufansatz gibt es für den Schuh noch nicht, vielleicht wird dies ja noch folgen. Wie bei Hylo wäre das ein toller, konsequenter Schritt.
Die Firma ist aus Deutschland, gegründet von zwei ambitioniertenMännern aus der Sportindustrie, die vorher bei einer schwedischen Sportmarke beschäftigt waren. Produziert wird der Schuh in Asien.
Ein tolles Projekt und wir hoffen den Schuh in Zukunft in mehr Läden anzutreffen.
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Ansatz 4: Kreislauffähige Schuhe entwickeln
Schuhe im eigenen Kreislauf zu entwickeln ist die nächste Evolutionsstufe in Sachen nachhaltige Laufschuhe. Die Idee ist, dass die Schuhe entweder aus einem Material gefertigt sind (Mono-Material Schuh) oder aus leicht trennbaren Materialien. Die Schuhe werden nach Gebrauch an die Hersteller zurückgegeben und im Anschluss zu neuen Schuhen verarbeitet. In diesem Bereich gehen im kommenden Jahr 2021 gleich drei große Player an den Start, die wir Euch hier gerne kurz vorstellen möchten.
Vorteile:
- Materialien bleiben im Kreislauf und können im Idealfall sehr oft wieder verwendet werden
- Unternehmen müssen nicht fortwährend neue Rohstoffe in großen Mengen einkaufen, sondern bauen sich einen eigenen Materialfluss auf, den sie selbst steuern können
- Unternehmen und Kunden können enger zusammenrücken und besser voneinander lernen (Mitgliedschaften, Rücknahmemechanismen, etc.)
- Endkunden kaufen nicht mehr unzählige neue Laufschuhe aus reiner Kauflaune, da sie vielleicht eine Schuhmitgliedschaft mit einem Hersteller abgeschlossen haben
Nachteile:
- Man kann die Schuhe nicht mehr einfach in die Mülltonne werfen ;-)
- Wenn die Komponenten nicht aus unbedenklichen Materialien gefertigt werden, produzieren sie während des Laufens weiterhin schädlichen Mikroplastikabrieb
Beispiele für kreislauffähige Laufschuhe
Adidas Made to be Remade Ultraboost - ist das Projekt Geschichte?
Ein zunächst beeindruckendes Konzept. Laut eigenen Angaben hat Adidas 10 Jahre an dem Made to be Remade Konzept gearbeitet (vormals Futurecraft Loop als Arbeitstitel). In mehreren Iterationen wurden die Schuhe mit Athlet*innen und Kreativen getestet. Der gesamte Schuh besteht aus einem einzigen Material: TPU, was sonst üblicherweise nur für das Sohlenmaterial verwendet wurde. Der gesamte Schuh soll nach seinem Gebrauch wieder zurück an Adidas gehen, geschreddert, eingeschmolzen und zu einem neuen Ultraboost gemacht werden. Ein komplett geschlossener Kreislauf also.
Der Schuh wurde zunächst nur einer Testgruppe zur Verfügung gestellt. Seit Frühjahr 2021 konnte der Schuh jedoch im Adidas Shop für 200 EUR bestellt werden (vormals 180 EUR). Er ist nur für Mitglieder erhältlich, man musste sich also vorab registrieren.
Ich habe den Schuh bestellt. Der Schuh wurde in einem schlichten recycelten Papierkarton geliefert. Auf der Lasche gab es einen QR Code, über den man mehr Informationen zum Ablauf und der Rücksendung nach dem Auftragen bekommt. Die kostenlose Rücksendung des gebrauchten Schuhs wird nach 100 Tagen freigeschaltet. Eine gute Lösung, um keine Verwirrung mit üblichen Größenretouren zu schaffen.
Im Tragekomfort ist der Schuh steifer als der übliche Ultraboost. Der Oberschuh ist nicht so angenehm weich wie üblich. Zudem ist der Schuh nichts für breite Füße. Die Größenskala endet zunächst bei 46. Da der Ultraboost insgesamt etwas kleiner ausfällt, kommt er für groß gewachsene Füße zunächst nicht in Frage.
Ihr merkt schon, dass ich in der Vergangenheitsform spreche. Leider kann der Schuh nun nicht mehr bestellt werden. Alle Produkte sind ausverkauft oder reduziert, auf der Website ist nichts mehr an Inhalten dazu zu finden.
Das Programm scheint entweder eingestampft worden zu sein oder sie köcheln daran und werden es mit Überraschungseffekt wieder hervorholen. Ich tippe jedoch leider auf erst genanntes.
ON Cyclon Cloudneo
Vorweg, anders als bei Adidas ist das Projekt Cyclon auch in 2024 noch aktiv und man kann den Schuh noch kaufen.
Der Ansatz vom On Cyclon ist ähnlich. Der gesamte Schuh ist aus einem Material gefertigt. Jedoch nicht zu 100% aus Erdöl-basiertem Material, sondern zu 50% aus biobasierten Materialien, wie Rizinus. Der Rest funktioniert wie auch bei Adidas, der Schuh wird danach geschreddert, eingeschmolzen und zu einem neuen Schuh verarbeitet. 90% des Schuhs sollen recyclingfähig sein.
Im Gegensatz zu Adidas ist On mit dem Geschäftsmodell schon einen Schritt weiter. Man kann den Schuh nicht mehr klassisch kaufen. Man zahlt monatlich 29 Euro und darf ihn dann entsprechend nutzen. Nach einer gewissen Zeit kann man ihn dann zurückgeben und bekommt auf Wunsch einen neuen Schuh. Klar, das lohnt sich nur für Menschen, die auch häufig laufen. Im Jahr sind es 360 EUR und man kann nach frühestens 6 Monaten den Schuh wechseln, On empfiehlt den Wechsel nach ca. 600 km.
Gerade der Wandel im Geschäftsmodell (weg vom Kauf) ist absolut zukunftsweisend und für die Sportschuhbranche ein Novum. Hoffen wir, dass sich das Konzept im Markt beweist und damit echte Kreislaufwirtschaft Realität werden lässt.
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Salomon Index 01 - 03
Am aktivsten scheint Salomon ihr Konzept weiterzudenken. Das Laufschuhprojekt Index geht in 2024 mit der Version 03 nun schon in die dritte Runde.
Salomon hat sich in den letzten Jahren viel Kredibilität erarbeitet, sowohl bei Sportlern als auch im Lifestyle Segment. Natürlich darf hier ein progressiver nachhaltiger Laufschuh nicht fehlen. Mit dem Index ist dies gelungen.
Die erste Version bin ich in 2021 gelaufen. Sie hatte ihre Macken, ein Teil der Untersohle hat angefangen zu quietschen, wohl weil Feuchtigkeit zwischen die Elemente gekommen ist.
Die zweite Version, welche in 2023 vorgestellt wurde, laufe ich aktuell. Ein sehr komfortabler Laufschuh für mittlere Distanzen und Geschwindigkeiten. Nun gibt es schon die Version 3 in 2024. Wenn Salomon so schnell weitermacht, werde ich wohl erst wieder bei Version 4 einsteigen :-)
Der Index ist ein performanter Laufschuh mit geringem Gewicht und moderater Dämpfung, der sich auch für schnelles Laufen sehr gut eignet. Die Sprengung liegt bei ca. 9 mm. Mit jeder Version konnte das Gewicht des Schuhs weiter reduziert werden.
Der Index wird aus 2 Materialkomponenten gefertigt. Die Sohle und der Oberschuh werden nach der Kundenrücksendung voneinander getrennt wieder aufbereitet. Die farbige Linie am Schuh zeigt, wo der Schuh beim Recycling getrennt wird.
100% können recycelt werden. In verschiedenen Ländern gibt es Sammelzentren, an die zurückgeschickte Schuhe gehen. In Europa wird das TPU aus der Mittelsohle später verarbeitet, um daraus Teile für Salomon Ski-Schuhe zu produzieren. Das Polyester wird von Partnerfirmen weiterverwendet, welche das sind, ist unklar.
Hier muss man dem Unternehmen Anerkennung aussprechen, dass es sich auf den Rückholmechanismus in verschiedenen Ländern einlässt und stetig weiter optimieren will. Wir dürfen hier schließlich nicht vergessen, dass die Schuhe weltweit getragen werden. Es ist schwierig alle Materialien sinnvoll zurückzuholen, zu trennen und wieder zu verwerten, ohne dabei nicht z.B. die Klimabilanz des Produktes völlig zu zerstören. Salomon wird bald auch in Frankreich Schuhe produzieren, ein toller Schritt für alle Salomon-Fans in Europa.
Auch den Klimafussabdruck misst Salomon und konnte schon bei Version 1 feststellen, dass dieser um ca. 44% geringer ist, als bei herkömmlichen Laufschuhen.
Wer sich weiter einlesen möchte, der sollte die FAQ checken, in denen Salomon sich allen kritischen Fragen offen und ehrlich stellt.
Für mich ein weiteres Indiz dafür, dass die Firma es ernst meint und nicht versucht etwas zu "greenwashen". Bestellen könnt ihr das gute Stück hier. Der Preispunkt wurde auch immer attraktiver. Der erste hat noch 200 Euro gekostet, mittlerweile bekommt man den Index für 150 €.
Index 03:
Index 02:
Index 01:
Fazit
Die perfekte Lösung gibt es noch nicht
Die Vision der Branche sollte folgende sein:
- ein Laufschuh, der aus regenerativen Materialien besteht (pflanzlich)
- alle Substanzen sind unschädlich für Natur und Mensch (kein schädlicher Sohlenabrieb)
- am Ende des Lebenszyklus kann das Material wieder zu einem Schuh verarbeitet werden, ohne Qualitätsverlust
- er sollte unter sozial freundlichen Bedingungen produziert und vermarktet werden
- Die Energie, die für die Herstellung (und den Transport) aufgewendet wird, sollte regenerativ sein
- Materialflüsse sollten “distanz-optimiert“ sein, um Emissionen im Transport zu sparen
- Die Verpackung sollte so harmlos und wertstiftend sein, wie das Produkt selbst
Da dies jedoch zur heutigen Zeit eher eine Wunschvorstellung ist, bilden sich zwei ernsthaft sinnvolle Ansätze: Entweder der Schuh und seine Materialien funktionieren komplett im eigenen Kreislauf. Salomon und On sind hier aktuell führend. Oder der Schuh ist komplett biologisch abbaubar und unschädlich. Das ist zwar noch bei keinem der Fall, Saucony, Veja, Hylo sind hier sicherlich die Vorreiter.
Etwas fraglich erscheint die Bewegung, dass alle großen Hersteller so stark auf recyceltes PET setzen, welches aktuell nicht aus alten Textilien gewonnen wird, sondern primär aus alten Flaschen. In Zukunft werden viele große Branchen um die Flaschen konkurrieren (Spielzeug wie Lego, Softdrink Konzerne, Textil, etc.). Hoffentlich wird dadurch der Plastikverbrauch nicht noch weiter angeheizt, da wir Konsumenten denken, dadurch mehr konsumieren zu dürfen. Und hoffentlich entstehen dadurch keine fragwürdigen Produktionsketten, um am Ende mehr PET Flaschen produzieren, nur damit diese zu "Recyling-Zwecken" in anderen Branchen genutzt werden können. Ziel der Hersteller muss es sein, den "eigenen Hof zu kehren" und aus PET Shirts und Schuhen auch wieder Shirts und Schuhe zu machen.
Länger nutzen
Insgesamt erzählt die Branche uns Läufer*innen natürlich, dass wir unsere Laufschuhe möglichst oft wechseln. Nike empfiehlt Läufer*innen, die für einen Marathon trainieren, alle 2-3 Monate neue Schuhe zu kaufen. Die Quality Engineers von Nike sagen sogar nach 300-480 Kilometern. Das ist vielleicht eine Regel für einen Profi, der mit dem Laufen sein Geld verdient. Als Amateur, der/die gerne viel läuft, wird man damit aber nicht nur schnell arm, sondern ist auch eine ziemliche Müllmaschine.
Vielleicht kann man sie doch etwas länger nutzen. Und man kann auch etwas nachhelfen, damit die Schuhe möglichst lange halten. Hier ein paar Tipps:
- Schuhe hin und wieder reinigen (Bürste, warmes Wasser, auf keinen Fall in die Waschmaschine oder Trockner)
- Nach dem Laufen die Innensohle falls möglich rausnehmen und auslüften, um starker Geruchsbildung vorzubeugen. Viele kaufen sich neue Schuhe, weil sie stinken, sonst aber noch intakt sind.
- Bei komplett durchnässten Schuhen nach einem Regenlauf sofort mit Zeitungspapier oder Küchenhandtüchern ausstopfen und trocknen (natürlich auch hier die Sohle rausnehmen)
- Nach dem Workout die Schnürsenkel öffnen und vernünftig aussteigen, das schont die Ferse. Ebenso auf keinen Fall in zugeschnürte Schuhe einsteigen. Die Fersenkapsel kann dadurch beschädigt werden und sie ist wichtig
- Bei Reisen die Schuhe nicht lange in einer Tasche einquetschen. Auch nicht zu Hause in den Schrank stopfen. Teile auf der Zehen- oder Fersenkapsel können sich dadurch dauerhaft verformen. Dellen können schnell stören beim Laufen.
- Den Schuhen immer auch eine kleine Pause gönnen, d.h. die Schuhe nicht den ganzen Tag tragen und dann damit laufen gehen. Die Schaumsohlen werden quasi zusammengedrückt und brauchen etwas Zeit, um wieder in Form zu kommen. Man würde sonst beim nächsten Lauf eine schlechtere Dämpfwirkung haben und das Material wird unnötig viel belastet
- Zu viel Hitze ist nicht gut für das Material. Stelle sie nicht in die pralle Sonne
Mit dem Kauf ein Signal senden
Es ist völlig verständlich, dass viele Läufer bei all den Ansätzen und Marketingversprechen auf Durchzug stellen und sich überfordert fühlen. Also kauft man einfach. Man kann hier niemandem einen Vorwurf machen. Bei all den Diskussionen um Nachhaltigkeit können wir eines nicht erwarten: dass wir Konsumenten die Probleme lösen, indem wir uns komplett einschränken. Dadurch werden die Produkte schließlich auch nicht umweltfreundlich. Natürlich sollte man überlegen, ob man wirklich mehrere Paare braucht. Viele von uns kaufen einfach zu viel.
Als Endkäufer haben wir aber mit jeder Kaufentscheidung eine Stimme. Wenn also mehr Kunden die Produkte kaufen, die eine nachhaltige Absicht haben, kommt diese Botschaft bei den Unternehmen an. Folglich werden mehr Investitionen in die Weiterentwicklung dieser Produkte fließen. Dies ist im Übrigen in allen Branchen so, auch beim Häuserbau, Zahnpastakauf oder Autokauf.
Die Laufschuhhersteller wissen alle, dass sie etwas machen müssen und testen jetzt, wie ihre ersten Ansätze im Markt ankommen. Also lasst uns diese Ansätze wertschätzen und mit dem nächsten Kauf von Laufschuhen die richtigen Signale zurücksenden.
Bilder Quellen:
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9 Kommentare
Ein interessanter Artikel, doch ich kann diesen neuen Trend nach diesen abartig hohen Sohlen, selbst wenn ohne Sprengung, nicht nachvollziehen. Ich finde es lachhaft, wenn im Amateurbereich versucht wird, mit den fetten Nikes und Co., ein paar Sekunden schneller zu sein. Wieso müssen auch viele der hier aufgeführten Firmen diesem Trend folgen?
Es gibt natürlich auch das andere Extrem mit Schuhen von Vivobarefoot, Groundies etc., die ich persönlich gerne im Alltag trage, zum Laufen aber eher ungünstig finde.
Hoffe, dass mehr in die richtige Richtung entwickelt wird: weniger und emissionsärmere Materialien, längere Lebenszyklen, bessere Recyclingmöglichkeit.
Sehr gelungener Artikel, vielen Dank! In der Polsterung kommen zumeist Polyurethan PUR Weichschaumstoffe zu Einsatz, thermisch kaschiert oder nur überzogen und geklebt/genäht. Damit wird jeder Artikel zum Sondermüllproblem. Wir haben das eine bessere Idee: Mit unserem Naturfaserbasierten Weichschaumstoff eco-softfibre.com gibt es vergleichbare physikalische Eigenschaften, aber der ist nicht nur upcycelt, sondern auch recycelbar oder biodegradierbar.
Unter Ansatz 3 fällt auch Zen Running Club aus Amsterdam (www.zenrunningclub.com). Ich finde es schade, dass beim Streben nach mehr Natürlichkeit fast keiner die Fuß- bzw. Schuhform miteinbezieht und statt dessen spitzzulaufende Schuhe nach Schema F produziert werden. Ein Altra-Schuh aus pflanzlichen Materialien ist mein Traum.
Eine nachhaltige Variante ist das Barfußlaufen! Neben den Sandalen von Luna gibt es noch viele weitere Anbieter von Barfuß-Sandalen. Zumindest wird dabei weniger Material verbraucht.
Hylo ist mittlerweile sehr aktiv bei Instagram und Facebook und es gibt einen Podcast zu den Machern. Den Schuh kann ich ebenfalls empfehlen.