Mikroplastik einfach erklärt
Share
Mikroplastik. Der unsichtbare Umweltverschmutzer über den alle reden, den aber keiner sieht. Jeder kennt Sprüche wie "wem Meeresfrüchte schmecken, dem schmeckt auch Plastik", da die kleinen Teilchen mittlerweile überall sind. Als Textilfirma wollen wir Euch ein wenig aufklären und ein paar Tipps für den Alltag mitgeben, wie man mit dem Thema Mikroplastik zu Hause geschickt umgeht.
Was ist Mikroplastik überhaupt?
Mikroplastik bezeichnet Plastikstücke, die kleiner sind als 5 mm sind. Das ist sehr klein, alles unter 1 mm ist für das Auge eine Herausforderung. Beim Mikroplastik kann man dann nochmal zwischen 2 verschiedenen Typen unterscheiden:
1: Primäres Mikroplastik
Dazu gehören z.B. die sogenannten Pellets (siehe Bild, bei Schiffsverladungen landen oft viele Milliarden Pellets im Meer). Pellets werden eingeschmolzen, um daraus Plastikprodukte zu fertigen. Weiterhin kommen die kleinen Kunststoff-Teilchen in Form von Granulat in Kosmetik und Hygieneprodukten zum Einsatz, wie Zahnpasta oder Handcremes. Oder auch in Reinigungsstrahlern, um Schiffe zu reinigen oder in der Produktion von Medizin.
2: Sekundäres Mikroplastik
Diese Art von Mikroplastik entsteht durch physikalische, biologische und chemische Abreibung von größeren Plastikprodukten (sogenanntes Makroplastik), wie z.B. Autoreifen, Spielzeug, Plastiktüten und -flaschen, Brotdosen, Lacke, Schuhsohlen, Schutzblechen, Millionen Kilometern Fahrbahnmarkierungen rund um den Globus, uvm. Dazu zählen auch Textilien, um die es in diesem Beitrag primär gehen soll.
Im Hinblick auf die Entstehung wird dieses sekundäre Mikroplastik noch in zwei weitere Untergruppen unterteilt. In der Wissenschaft spricht man vom sog. Dry-Shedding und Wet-Shedding.
Am einfachsten ist dies bei Textilien erklärt: Wenn ich ein T-Shirt aus Plastik zum Laufen trage, ist die Reibung während der Nutzung recht groß. Dabei brechen die Textilfasern, kleinste Mikroplastikteilchen lösen sich und fliegen davon. Beim Autoreifen und Schuhsohlen erfolgt der Abrieb auf der Straße, usw. Dies wird als Dry-Shedding bezeichnet.
Werfe ich das Shirt aus Plastik nach dem Laufen in die Waschmaschine, so entsteht eine Reibung beim Waschen, hinzu kommen Hitze und chemische Waschmittel. Auch dies führt dazu, dass die Fasern brechen und sich kleinste Mikrofasern lösen können. Dies wird als Wet-Shedding bezeichnet. Viele dieser Teilchen sind bedeutend kleiner als 1 mm und können nirgendwo gefiltert werden. Sie können also mit dem Abwasser weitertransportiert werden und landen letztlich teilweise in öffentlichen Gewässern.
In diese Blog-Post wollen wir uns auf das textile Mikroplastik konzentrieren, welches beim Waschen produziert wird.
Das Problem
Jedes Textil verliert beim Waschen in der Waschmaschine kleinste Mikrofasern. Egal ob Naturfaser oder Plastikfaser. Ein Teil dieser Mikrofasern wird von Filteranlagen der Waschmaschine gefiltert, ein Großteil später in der Kläranlage. Ein kleiner Teil wird jedoch von keinem der beiden aufgehalten und findet den Weg in die Wasserkreisläufe. In unsere Flüsse, Seen, Ozeane.
Wenn die kleinen Mikrofasern von Baumwolle, Leinen oder anderen Naturfasern stammen, ist dies recht unproblematisch. Sie zersetzen sich i.d.R. innerhalb einiger Monate im Wasser und Erdreich und sind somit verschwunden.
Wenn diese Fasern jedoch von Polyester, Acryl oder Polyamid stammen, dann erscheint das nicht mehr so unproblematisch. Das ist das Mikroplastik.
Dieses Mikroplastik zersetzt sich leider nicht so schnell, wie die Schwestern und Brüder der Naturfasern. Sie zersetzen sich zwar zunächst in immer kleinere Einheiten, aber sie bleiben. Meist sehr lange. So lange, dass sie für Mikroorganismen in den Gewässern zum Problem werden können.
Die kleinen Fasern gelangen also durch unsere Waschmaschine in das Meer. Dort werden sie von Kleinstlebewesen als Nahrung angesehen und verspeist. Einige Forschungsergebnisse haben hier bereits klar darauf hingedeutet, dass die für die Lebewesen schädlichen Teilchen giftig sind und die Fortpflanzung ihrer Art behindern können. Ein Problem, denn die größeren Tiere im Meer sind wiederum auf die kleineren angewiesen. Und wenn sie wiederum von größeren Lebewesen verspeist werden, finden Sie am Ende den Weg auf unseren Teller. Auch ein Problem.
Mittlerweile hat man dieses textile Mikroplastik überall auf dem Planeten gefunden. Von den Stränden, über die Tiefsee bis in die Arktis. Und dann halt auch in sämtlichen Lebewesen. Neben Tieren auch im Menschen. Im Blut und im Darm. It´s everywhere.
Wenn diese Teilchen einfach nur wie ein kleines Sandkörnchen aufgenommen werden und auch wieder ausgeschieden werden, würde man es wohl als eher unproblematisch sehen. Wenn die Teilchen jedoch Chemikalien enthalten, die in keinem lebenden Organismus etwas zu suchen haben und ggf. schadhaft sein können, dann kann dies schon problematisch sein.
Ein paar Zahlen gefällig?
Jährlich gelangen lt. verschiedener Studien wie der von IUCN (2017) ungefähr 330.000 t textiles Mikroplastik in die Weltmeere.
Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat eine umfassende Studie zum Mikroplastikaufkommen in Deutschland erarbeitet (LINK). Dabei war textiles Mikroplastik noch nicht einmal unter den Top 5 der Mikroplastikquellen, sondern auf Platz 10 mit jährlich knapp 80 g pro Kopf in Deutschland. Unangefochten auf Platz 1 der Reifenabrieb (primär PKW und LKW) mit knapp 1,2 kg Mikroplastikabrieb pro Kopf und Jahr. Selbst der Schuhsohlenabrieb produziert in Deutschland mehr Mikroplastik, als Kleidung, mit ca. 110 g pro Kopf und Jahr.
Aber dennoch ist es genug um darüber zu sprechen. Oder?
Und klar, viele Wissenschaftler wollen erstmal herausfinden, ob dieses Mikroplastik überhaupt gefährlich für irgendwen oder irgendwas ist. Vielleicht ist das ja alles nur Hysterie und eine neue Epoche in der Karriere der Öko-Hippies. Man braucht jedoch schon eine gute Vorstellungskraft, um hier positive Dinge antizipieren zu können.
Naja, wie auch immer. Wir finden es ist Problem genug, um sich als verantwortungsvoller Erdenbürger und Konsument damit zu beschäftigen.
Die guten Neuigkeiten sind, dass man seinen Mikroplastik Footprint zu Hause verringern kann. Das ist gar nicht so schwer und es gibt verschiedene Möglichkeiten, was Du beim Waschen zu Hause berücksichtigen kannst. Wir wollen Dir diese hier kurz zeigen.
Was kann ich dagegen tun?
Ohne Hilfsmittel
Meide Weichspüler: es wurde in Tests nachgewiesen, dass dies zu einem höheren Faserbruch führt und mehr Mikroplastik produziert wird.
Leere das Flusensieb von Waschmaschine und Trockner niemals in den Abfluss. Klingt logisch für alle die über das Problem informiert sind. Wer es aber nicht ist, reinigt Siebe und Filter oft unter dem Wasserhahn. Besser nicht.
Wasche Kleidung aus Synthetikfasern möglichst selten. Je seltener Du es wäscht, desto länger hast Du etwas davon und desto weniger Mikroplastik wäscht sich heraus. Zugegeben, bei Plastikkleidung ist es oft schwierig die Wäsche zu verschieben, da sie schneller stinkt. Aber teste trotzdem mal, ob Du vielleicht einen Waschzyklus überspringen kannst. Spart zudem Arbeit und Geld. Ein Tipp gegen Mief: versuche die durchgeschwitzte Kleidung nicht lange in der Sporttasche liegen zu lassen. Idealerweise kann sie direkt an der Luft trocknen.
Die Wäsche kälter waschen macht ebenfalls Sinn. Je wärmer, desto höher die Belastung für das Textil und die Fasern und desto mehr Abrieb und Faserbruch. So kalt wie möglich, so warm wie nötig.
Kürzer waschen ist ebenso schlau. Einfach einen kürzeren Waschgang wählen und schon verringerst Du die Belastung für das Textil.
Eine volle Ladung führt nicht nur dazu, dass weniger Wasser gebraucht wird und damit weniger Mikrofasern transportiert werden. Es führt zudem dazu, dass weniger Reibung passiert. Weniger Reibung ist gut für die Textilien und es entsteht weniger Mikroplastik.
Merke: gerade am Anfang entsteht viel Mikroplastik beim Waschen. Gebrauchte Textilien sind also immer gut. Und Hilfsmittel sind gerade für den Anfang wichtig (siehe nächstes Kapitel).
Vermeide die Reibung mit harten Textilien. Deine weiche Sportkleidung mit der harten Jeansjacke oder Sneakern zu waschen ist also nicht so gut für den Mikroplastik-Footprint. Die harten Teile üben mehr Druck auf die weichen aus und führen zu mehr Faserbruch.
Vermeide den Wäschetrockner. Aus Umweltperspektive ist dieser eh eine schlechte Wahl, Luftrocknung ist nach Möglichkeit die beste Option. Bei Kondenstrocknern werden auch Mikrofasern mit in den Auffangbehälter des Wassers gebracht und diesen kippt man danach in den Abfluss.
Mit Hilfsmittel
Neben der vernünftigen Bedienung der Waschmaschine und den o.g. Tricks haben sich einige findige Start-Ups an die Arbeit gemacht, um das schädliche Zeug gar nicht erst soweit kommen zu lassen.
Drei dieser Ansätze habe ich über ein paar Monate getestet. Hier also mein Erfahrungsbericht.
Mikroplastik-Falle #1: Der Polyamid-Waschbeutel “Guppyfriend”
Idee
Es mag etwas paradox klingen sich einen Waschbeutel aus Plastikfaser zu kaufen, um darin Plastikkleidung zu waschen. Aber genau die Idee steckt hinter Guppyfriend. Alle, die schon eine Weile bewusst Kleidung kaufen und auf gewisse Dinge achten, werden diesem Beutel schon begegnet sein.
Der Guppyfriend ist ein unscheinbarer, weißer Beutel. Oben ist ein Reißverschluss eingenäht, man lädt seine Wäsche in den Beutel, verschließt ihn und wäscht das Päckchen komplett.
Die Idee ist, dass sich die Mikrofasern in den Ecken ansammeln. Es dauert ein paar Wäschen, bis man diese Faser-Büschel mit bloßem Auge erkennt. Diese sollen dann manuell entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden.
Praxistest
Es ist recht praktisch und einfach anzuwenden. Gefühlt sollte man ihn nicht zu voll stopfen, damit die Wäsche auch wirklich sauber wird. Wenn man Kleidung aus Naturfasern in der gleichen Wäsche wäscht, sollte man den Reißverschluss unter der dafür vorgesehenen Trennung verstecken, um Defekte zu vermeiden.
Im Anschluss holt man die Wäsche aus dem Beutel und kann ihn wieder verwenden. Natürlich muss man darauf achten, dass man ihn jetzt nicht umkrempelt und bei der nächsten Wäsche versehentlich auf links wäscht. Dann wäre alles davor umsonst gewesen, denn die kleinen Fasern würden sich nun alle auswaschen.
Der Preis i.H.v. knapp 30 EUR passt. Studienergebnisse schwanken zwischen 40% und 90% aufgefangener Fasern. Fakt ist also, diese Lösung hält Fasern definitiv auf, auch wenn es nicht alle sind.
Mikroplastik-Falle #2: “Cora Ball”
Idee
Ein Ball der auch als Hundespielzeug durchgehen könnte soll also Mikroplastik beim Waschen aufhalten. Er besteht aus Kunststoff und hat viele kleine Schlaufen und engmaschige Winkel im Inneren des Balls.
Dieser Ball wird mit in die Wäsche gegeben und die Mikrofasern sollen sich nun in diesen kleinen Winkeln zwischen den Schlaufen verfangen und somit aufgehalten werden.
Praxistest
Die Anwendung ist noch einfacher, als die des Guppyfriend. Einfach mit in die Maschine schmeißen und fertig. ABER: was passiert nun mit den Fasern? Natürlich bleibt auch hier alles möglich zwischen den Schlaufen hängen. Haare und auch größere Fasern und anderer Dreck. Es ist etwas mühselig diese kleinen Flusen (nach vielen Wäschen sichtbar) aus dem Ball zu lösen und man muss es halt immer wieder manuell erledigen. Ist bei dem Guppyfriend natürlich ähnlich.
Preislich liegt er mit knapp 35 USD in einer ähnlichen Liga mit dem Guppyfriend. Jedoch belegen Studien, dass Cora Ball nicht so effektiv arbeitet wie der Guppyfriend. Der Anteil der aufgehaltenen Fasern variiert hier zwischen 10% und knapp 30%.
Mikroplastik-Falle #3: Der separate Filter von Planet Care
Idee
Mit einer separaten Filteranlage zwischen Abfluss und Waschmaschine sollen die Mikroplastik-Fasern aufgehalten werden. Das Abflusswasser der Maschine fließt also zunächst durch den extra Filter bevor es in den offenen Abfluss läuft.
Die Filter müssen alle paar Wäschen ausgetauscht werden und zurück an die Firma geschickt werden. Hier wird der Abfall aus den Filtern gelöst und entsorgt (Ziel ist diese Residuen irgendwann zu recyceln). Die Filterkartuschen werden aufbereitet und können neu verwendet werden.
Praxistest
Man bekommt 6 Filterkartuschen plus den Behälter und Schläuche. Es ist sehr leicht installiert, man braucht lediglich ein paar zusätzliche Schellen, um die Schläuche zu fixieren.
Nach 15 Minuten ist man durch und kann nun wieder waschen. Ein kleiner Timer ist beigelegt. Eine Filerkartusche hält für offiziell 20 Wäschen. Bei jeder Wäsche kann man den Timer einmal drücken, um den Überblick zu behalten.
In einem Haushalt mit Kindern hat man die Maschine täglich in Betrieb, d.h. 20 Wäschen ist nicht viel. Bei knapp 8 EUR pro Filterkartusche kommt da im Jahr ganz schön etwas zusammen.
Der Filterwechsel ist sehr einfach. Beim Wechseln erlebt man zunächst eine wahrhaftige Erleuchtung. Ich habe es mit einer weißen Wanne darunter gewechselt, um kein Wasser auf dem Fußboden zu haben. Als ich das restliche Wasser aus dem Filterhalter in die Wanne kippte wurde mir klar, wieviel Fasern wirklich täglich den Abfluss hinuntergespült werden. Das Wasser war leicht dunkel. Sehr viele Fasern setzen sich ab. Der Kunststoff vom Filter war ebenfalls komplett mit Mikrofasern benetzt (siehe Bild unten). So, als würde man nach ein paar Wochen Staub auf einem Regal wischen. Ganz unten sammelte sich sogar ein richtiger Klumpen mit Fasern und Dreck, den man entsorgen konnte.
Was nicht so toll war, dass der automatische Abfluss-Stopp der Waschmaschine gelegentlich ansprang. Es konnte also nicht weiter abgepumpt werden. Alle neuen Maschinen haben diesen automatischen Stop integriert. Das ist nicht weiter schädlich für die Maschine, jedoch etwas lästig und kann halt ein Zeichen dafür sein, dass man den Filter schon wieder wechseln muss.
Die Ergebnisse, wie viele Fasern wirklich aufgehalten werden sind nicht eindeutig. Laut eigenem Bekunden wurden mit verschiedenen Einrichtungen Tests durchgeführt und es sollen bis 90% aller Fasern aufgehalten werden. Sicherlich ist hier jedoch noch etwas Research-Bedarf vorhanden. Das Starter-Set kostet 139 EUR mit 13 Kartuschen. 6 neue Kartuschen kosten dann 49 EUR. Die benutzten Kartuschen kann man im selben Karton kostenfrei zurückschicken. Die Firma hat ihren Sitz in Slowenien und London.
Rational entscheiden
Neben den Waschtricks und den separaten “Mikroplastik-Fallen” kann man natürlich auch ganz rational folgendes tun:
1) weniger waschen
2) Kleidung lange tragen, denn nahezu alle Studien besagen, dass der Mikroplastik-Abrieb in den ersten Wäschen am stärksten ist und sich dann auf einem recht kontinuierlichen aber definitiv niedrigeren Niveau einpendelt
3) keine Kleidung mit schädlichen Fasern aus konventionellem Plastik kaufen. Schon mal etwas von runamics gehört? :-)
Ausblick
Sicherlich wird in naher Zukunft viel passieren. Waschmaschinenhersteller sind natürlich auch gefragt und beschäftigen sich mit der Thematik. Laut einer Befragung unter Herstellern kommen aber viele Bedenken zurück:
- bis alle Haushalte eine Maschine mit einer solchen Filteranlage gekauft hätten, vergingen Jahrzehnte. Innovationen bei Stoff- und Textilherstellern sowie Kläranlagen-Betreibern würden wohl bedeutend effektiver sein in der Bekämpfung dieser Umweltkatastrophe.
- der Energieaufwand könnte höher sein, da der Wasserdruck bei solchen Filtern erhöht werden müsste
- zudem benötigen die Hersteller weitere wissenschaftliche Belege, ob es hier wirklich ein Problem gibt bevor sie viel Geld investieren und auch müsste die Nachfrage entsprechend hoch sein. Also wieder mal eine betriebswirtschaftliche Barriere.
Zudem gibt es spannende Ansätze, bereits existierendes Mikroplastik aus dem Wasser zu entfernen. In 2019 hat ein junger Mann aus Irland den Google Science Award gewonnen. Mit Hilfe chemischer Lösungen hat er es geschafft, die kleinen Fasern aus dem Wasser zu extrahieren. Hoffen wir auf erfolgreiche Experimente im Hinblick auf die Skalierbarkeit.
Und am Ende ist hier natürlich die Textilindustrie in der Verantwortung sich zu ändern und Produkte zu entwickeln, die während der Nutzung keinen Umweltschaden anrichten. Auch hier passiert viel, neue biologisch abbaubare Garne werden entwickelt, andere Strick-, Spinn-, und Webtechniken kommen zum Einsatz, usw. Wir können also auch hier gespannt bleiben.
Wie ist es mit dem Mikroplastik bei runamics?
Wir arbeiten z.B. mit biologisch abbaubarem Elasthan und biologisch abbaubaren Polyester. Beide Materialien sind zudem Cradle to Cradle zertifiziert und chemisch so optimiert, dass sie keinerlei schadhafte Chemikalien enthalten. Und genau diese beiden Punkte unterscheiden es von Mikroplastik von herkömmlichen Plastiktextilien.
Das Mikroplastik, welches sich aus unseren Textilien hinaus wäscht, liegt zunächst im Wasser und der Umwelt wie ein neutraler Sandkorn. Er kann dort keinen Schaden anrichten und wird in der Wissenschaft als “umweltsicher” bezeichnet, da keine giftige Chemie enthalten ist. Um sich biologisch zu zersetzen, braucht es jedoch i.d.R. höhere Temperaturen.
In kaltem Meerwasser, was zudem salzig ist und damit zusätzlich konserviert, würden auch unsere Mikroplastikfasern zunächst länger verweilen. Und auch wenn unsere Mikrofasern umweltsicher sind, wollen auch wir in Zukunft weitere Labor-Experimente umsetzen, um es besser zu verstehen.
Fazit
Wie bei allem gilt auch hier: Plastik per se ist nicht unbedingt der Teufel. Falsch angewendet kann es jedoch einen Schaden anrichten. Mikroplastik kann als Designfehler betrachtet werden. Es wurde einfach nie darüber nachgedacht, dass die vielen Produkte in der Nutzung kleine Plastikteilchen von sich geben und dass diese nicht für die Umwelt und Lebewesen gedacht sind. Es ist sicherlich noch viel Forschung notwendig, um dieses umfassende und globale Problem in den Griff zu bekommen.
Für Dich zu Hause ist wohl eine Kombi am besten. Es muss pragmatisch für den Alltag bleiben und soll natürlich möglichst effektiv sein. Hier ein Vorschlag:
Grundsätzlich: Verzichte bei neuer Kleidung auf Kleidung aus konventionellem Plastik
Wende die o.g. Waschtricks an, sie sind wirklich einfach in den Alltag zu integrieren
Für Faule: Wenn du neue Kleidung aus Poly-Materialien kaufst, wasche sie wenigstens zu Beginn mit einem Beutel oder einer Filteranlage
Für Profis: Trenne die Wäsche in reine Poly-Wäschen und Naturfaser-Wäschen. Wenn Du reine Poly-Wäschen hast, schalte den Filter dazwischen (es ist echt schnell an und abgesteckt). Wenn Du reine Naturfaser-Wäschen hast, lasse ihn weg (um den Filter nicht unnötig mit Naturfasern zu verstopfen. Wenn Du keine Lust auf den Filter hast wasche einfach immer im Guppyfriend Beutel, wenn Polyfasern dabei sind.
Quellen:
Niina Kärkkäinen & Markus Sillanpää / Environmental Science and Pollution Research (2020) - https://link.springer.com/article/10.1007/s11356-020-11988-2
https://guppyfriend.com/products/guppyfriend-waschbeutel-kaufen#tab3
https://coraball.com/blogs/ocean-protectors-blog/new-science-says-cora-balls-reduce-shedding-protecting-both-clothes-and-the-ocean
https://www.planetcare.org/images/documents/Swedish-EPA-filter-report-dec-2018.pdf
https://www.forbes.com/sites/trevornace/2019/07/30/irish-teen-wins-2019-google-science-fair-for-removing-microplastics-from-water/?sh=6ec20460373f
https://www.planetcare.org/images/documents/NIC-study-report-PLANETCARE-Sept-2017.pdf
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27686821/
https://www.nationalgeographic.com/environment/article/news-plastics-microplastics-human-feces
https://portals.iucn.org/library/sites/library/files/documents/2017-002-En.pdf
https://www.ellenmacarthurfoundation.org/assets/downloads/publications/A-New-Textiles-Economy_Full-Report.pdf
Bilder:
Sören Funk (Unsplash)
Antoine Giret (Unsplash)
https://www.plasticsoupfoundation.org/en/2017/02/microfibers-fallout/