Fairtrade Textilstandard - Next Level oder nur ein weiteres Siegel?

Fairtrade Textilstandard - Next Level oder nur ein weiteres Siegel?

Warum das Siegel?

Fair hier, fair da. Schildkröten auf Verkaufspostern von Bekleidungsherstellern, jede Sportmarke und Fashion Brand ist nachhaltiger als die andere.

Kein Mensch versteht mehr, was jetzt „nachhaltig“ ist und was nicht. Machen wir uns also nichts vor, der Begriff ist alles und damit nichts. Er hat keine tiefergehende Bedeutung mehr.

Das ist wohl auch einer der Gründe, warum das Suchvolumen nach nachhaltiger Mode bei Google und Co. in den letzten 12 Monaten massiv abgenommen hat. Schlichtweg, weil die Industrie es übertrieben hat mit ihrer Kommunikation.

Die Textilindustrie befindet sich derzeit in einem ständigen Wandel. Neue Ultra-Fast-Fashion Giganten wie Shein lassen Zara und H&M wie langsame Tanker wirken.

Sie laufen Modetrends hinterher und brauchen ganze 6 Wochen brauchen, bis der neue heißt Sch*** im Laden hängt, nachdem Taylor Swift es beim Saufgelage im Football Stadion getragen hat. Shein zeigt es halt schon nach 3 Tagen.

Auf der anderen Seite gibt es jene Firmen, die es richtig machen wollen und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Und es gibt neue gesetzliche Auflagen, an die Unternehmen sich abhängig vom Rechtsraum halten müssen.

Es braucht Ordnung im Getümmel. Und Vertrauen. Beides schwierige Unterfangen, aber es gibt zum Glück Organisationen, die es ernst meinen mit Ihrer Arbeit.

Fairtrade International hat vor einigen Jahren den Fairtrade Textilstandard ins Leben gerufen.

Hierbei geht es nicht mehr nur darum, fairen Handel am Anfang der Wertschöpfungskette sicherzustellen, wie man es von Kaffee, Bananen und auch Baumwolle kennt. Es geht darum, Nachhaltigkeitskriterien für die gesamte Supply Chain bis zum fertigen Textil sicherzustellen.

runamics arbeitet über seine Lieferanten mit diesem Standard, sodass unsere Baumwollteile unter anderem auch mit dem Fairtrade Textilstandard zertifziert sind.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Standard und wie wird es konkret umgesetzt?

Ein ganzheitlicher Standard auf dem Markt

Der Fairtrade Textilstandard gilt derzeit als einer der umfassendsten Nachhaltigkeitsstandard für Textilien auf dem Markt. Er legt Anforderungen für die gesamte Lieferkette fest – vom textilen Rohstoff bis zum fertigen Kleidungsstück. Dabei werden nur verantwortungsvoll produzierte Fasern wie Fairtrade-Baumwolle, Bio-Baumwolle oder bestimmte holzbasierte und recycelte Fasern verwendet.

Dieser Standard hebt sich durch seine umfassenden sozialen, ökologischen und ökonomischen Kriterien von anderen Standards ab und setzt neue Maßstäbe in der Textilproduktion.

Stärkung der Arbeiter*innen

Ein zentrales Element des Fairtrade Textilstandards ist die Stärkung der Arbeiter*innen. Dank Kommunikations- und Beschwerdemaßnahmen werden sie stärker in die Prozesse eingebunden. Über ein Compliance Committee können sie sich aktiv einbringen und Verbesserungen selbst anstreben.

Der Standard legt Wert auf Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz durch feste Arbeitsverträge, Schulungen, Mutterschutz und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten innerhalb von sechs Jahren einen existenzsichernden Lohn.

Mitarbeiter bei einer Schulung
Mitarbeiter*innen in Indien bei einer Schulung (Quelle: Fairtrade Germany)


Die wichtigsten Merkmale auf einen Blick

Hier sind einige der Hauptmerkmale des Fairtrade Textilstandards, die für mehr Fairness und Nachhaltigkeit in der Textilproduktion sorgen:

  • Existenzsichernde Löhne: Innerhalb von sechs Jahren erhalten alle Arbeiter*innen entlang der Lieferkette existenzsichernde Löhne.
  • Versammlungsfreiheit: Arbeiter*innen haben das Recht, sich zu organisieren und ihre Interessen zu vertreten.
  • Arbeitssicherheit: Schulungen für Management und Arbeiter*innen sowie Verbesserung von Beschwerdemechanismen und Mitsprachemöglichkeiten.
  • Umweltkriterien: Der Einsatz schädlicher Chemikalien und Produktionsweisen wird streng reguliert.
  • Regelmäßige unabhängige Kontrollen: Die Betriebe werden regelmäßig überprüft, um die Einhaltung der Standards sicherzustellen.

Existenzsichernde Löhne (Living Wages) als definiertes Ziel

Ein wichtiger Aspekt des Standards ist die Einführung von existenzsichernden Löhnen (Living Wages) innerhalb von sechs Jahren für alle Arbeiter*innen entlang der Lieferkette. Diese liegen weit über den gesetzlich festgelegten Mindestlöhnen und ermöglichen Familien Investitionen in die Zukunft sowie das Sparen für Notlagen.

Im Gegensatz zu Mindestlöhnen, die lediglich das Überleben der Arbeiter*innen sichern, bieten Living Wages eine nachhaltige Grundlage für ein menschenwürdiges Leben und ermöglichen den Menschen langfristige Planung und Entwicklung.

Vorgehen bei Löhnen in unserer Supply Chain

So ist es auch in der Supply Chain, mit der wir arbeiten so, dass innerhalb von sechs Jahren alle Arbeiterinnen in der Produktion existenzsichernde Löhne erhalten sollen. Derzeit erhalten noch nicht alle Arbeiterinnen diesen Lohn. Auf der anderen Seite liegen die Löhne viele höher qualifizierter Beschäftigter bereits über dem Living Wage.

Unser Lieferant konzentriert sich nun darauf, die niedrigste Lohnstufe dauerhaft auf den existenzsichernden Lohn anzuheben – und das ohne Überstunden. Die Praxis in der Branche ist, dass auf der niedrigsten Stufe oft nur Mindestlöhne gezahlt werden, selbst in GOTS- und Fairtrade-zertifizierten Fabriken.

Der Ansatz besteht darin, alle zusätzlichen Kosten (Upcharges), die unser Lieferant von seinen Kunden wie uns erhält, vorübergehend als Bonus an die Arbeiter*innen auszuzahlen. Das passiert dann so lange, bis genug gesammelt wurde, um die komplette Lohnstufe aller Beschäftigten wieder einen Schritt zu erhöhen. Dieser Prozess erfolgt jährlich.

Dieses Vorgehen betrifft nicht nur die Endfertigung der Textilien, sondern auch die vorangehenden Prozessschritte der Textilherstellung, also von der Ernte bis zum fertigen Produkt.

Das Ziel der konstanten Lohnanhebung kann nur erreicht werden, wenn die Geschäftskunden unseres Lieferanten dieser Supply Chain treu bleiben und ihre Produkte weiterhin dort fertigen.

Ergo heißt das: desto mehr Firmen mitmachen und diese Supply Chain nutzen, desto erfolgsversprechender ist die Erreichung des Ziels.

Wenn ihr auch im Textilgewerbe aktiv seid und Interesse habt, in der Supply Chain einzukaufen, vernetzen wir Euch gern mit unserem Lieferanten. Schreibt uns bitte eine Email an info@runamics.com.

Fair produzierte Kleidung erkennen

Verbraucher*innen erkennen Kleidung, die nach dem Textilstandard produziert wurde, am Fairtrade-Textilsiegel. Auf dem Etikett finden sich auch Informationen darüber, ob das Produkt aus einer Lieferkette stammt, in der existenzsichernde Löhne bereits erreicht wurden.

Für unsere Cotton Teile nutzen wir zudem eine digitale Transparenzlösung, auf der die einzelnen Schritte der Supply Chain in Indien nachverfolgt werden können.

Herausforderungen und die Zukunft

Die Umsetzung des Fairtrade-Textilstandards stellt Produktionsstätten vor Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Zertifizierungen und Vorleistungen. Die Produktionsstätten gehen mit einer Zertifizierung in Vorleistung und müssen sich rechtlich zur Einhaltung der Kriterien verpflichten. Dafür benötigen sie langfristige Unterstützung von ihren Kunden und Lieferanten, um diesen Weg gemeinsam zu gehen.

Trotz dieser Herausforderungen sind die ersten fair produzierten Produkte bereits auf dem Markt, und die Zukunft verspricht ein breites Angebot an fair gehandelten Textilien. Unternehmen, die diesen Weg mit Fairtrade gehen, bieten Verbraucher*innen die Chance, mit ihrer Kaufentscheidung nachhaltige Produktion zu unterstützen.

Das kann unsere Baumwollkleidung bereits

Neben der oben diskutierten Lohn-Thematik, können unsere Kleidungsstücke aus Baumwolle auch auf anderen Ebenen glänzen.

Sie zeichnet sich durch hochwertige Biobaumwolle aus Indien aus, die im Anbau 91% weniger Frischwasser benötigt und insg. Knapp 46% weniger CO2 produziert. Wir setzen auf eine 100% transparente Lieferkette und erfüllen höchste Umwelt- und Sozialstandards dank GOTS und eben dem Fairtrade Textilstandard.

Darüber hinaus werden gesundheitsgefährdende Chemikalien (es gibt eine X-Liste) vermieden, Abwasser an der Produktionsstätte wird recycelt und es werden zu über 60% erneuerbare Energien in der Lieferkette eingesetzt. Das Engagement in der Textilproduktion ist zudem durch Zertifizierungen wie den Grünen Knopf 2.0 und eine LEED-Platin-zertifizierte Green Factory bestätigt, was in Indien etwas sehr besonderes darstellt.


Betriebsinterne Wasseraufbereitungsanlage - vorher / nachher

Und wie ihr wisst, sind diese Textilien zudem nach Cradle to Cradle Gold zertizifiziert. Sie sind also chemisch völlig unbedenklich für Mensch und Umwelt und eignen sich perfekt für die Kreislaufwirtschaft.

Fazit

Der Fairtrade Textilstandard ist der Weg zu einer nachhaltigeren und sozial verantwortlichen Textilproduktion. Mit klaren Anforderungen und einem ganzheitlichen Ansatz trägt er dazu bei, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in der Textilindustrie zu verbessern und die Umwelt zu schützen.

Du kannst diesen Wandel hin zu mehr menschlicher und ökologischer Gerechtigkeit mit deiner Kaufentscheidung für fair produzierte Textilien unterstützen. 

runamics Run in Cotton Collection
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